Die Sache mit den Schuhen

"Nur nicht auffallen." lautet die Devise meiner Tochter in Bezug auf Kleidung, Schuhe, Taschen. "Neu" und "anders" sind Begriffe, die ihr bislang Angst machten. Plötzlich versucht sie sehr vorsichtig einen neuen Weg und hat sich eine Marlene-Hose gekauft. 

 

Meine Tochter war lange kein "rosafarbenes" Mädchen. Diese Phase begann erst spät und hält tatsächlich bis heute an. Alles muss rosa oder rosé oder roségold sein. 

 

Sie trug mit großer Vorliebe schon als kleines Mädchen eine Jeans, die der Hase Felix zierte. Als diese zu klein wurde, war sie richtiggehend verzweifelt. Sie wollte DIESE Hose. Ich suchte im Internet und wurde bei ebay fündig. Es gab genau die gleiche Hose in einer Nummer größer. Und zufällig fand ich auch noch eine weitere Nummer größer. In weiser Voraussicht kaufte ich beide. Die Verkäufer wundern sich vielleicht bis heute, dass ich die Hosen jeweils ohne Preisvorschlag und ohne auf ein anderes Gebot zu warten, einfach zum "Sofort kaufen" Preis kaufte. 

 

Ähnlich verhält es sich mit anderen Dingen. Sie hatte nie das Bedürfnis, etwas besonderes haben zu wollen. Sie wollte am liebsten in der Menge unsichtbar sein, nicht durch neue oder besondere Kleidung auffallen, sich nicht umgewöhnen müssen. 

 

Obwohl die Therapie schon jetzt dazu geführt hat, dass sie plötzlich so etwas wie einen vorsichtigen eigenen Stil entwickelt und sich nicht mehr ständig fragt, wie die Reaktionen der anderen wohl sein mögen, wenn sie sich traut, mal etwas eleganteres zu tragen, was wirklich gut zu ihr passt, trägt sie seit mittlerweile 3 Jahren das gleiche Paar Schuhe.

 

Anders als ihre Schwester, die gerne jeden Tag andere Markenschuhe an den Füßen hat, bevorzugt Lena die relativ unmodernen Sneaker von Adidas, die ich jetzt bereits 5 Mal gekauft habe. 2 x wurden sie zu klein, und jetzt, wo die Füße nicht mehr wachsen, geben die Schuhe unter Extrembelastung (sie werden ausnahmslos jeden Tag und bei jeder Witterung getragen) eben ab und zu auf. Ich hoffe inständig, dass es das Modell noch lange geben wird und dass die Füße nun wirklich auch kein bisschen mehr wachsen, denn die Schuhe gibt es für Damen nicht größer. 

 

Und ein ganz kleines bisschen hoffe ich, dass sie im Sommer entdeckt, dass zu der neuen Marlene-Hose ein anderes Paar Schuhe ganz fantastisch passen würde und dass die ersten Schritte in diesen neuen Schuhen sie fliegen lassen und sie die Sohlen aus Beton hinter sich lassen kann. 

 

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